Bild: Winfried Mausolf
Alles Kanu oder was? hätte das Motto der Ehrung Brandenburgs populärster Sportler 2017 am Sonnabend in der Potsdamer Metropolis-Halle lauten können. Mit Franziska Weber, Sebastian Brendel und dem Canadier-Vierer des KC Potsdam gewannen gleich dreimal Kanuten die Auszeichnung.
Mit der Wahl zu Brandenburgs populärsten Sportlern des Jahres verhält es sich so wie mit der Fußball-Bundesliga. Es treten viele verschiedene Athleten an, um sich die Auszeichnung zu schnappen. Aber eigentlich wissen bereits alle im Vorfeld, wer sich die Trophäe am Ende des Abends in den Wohnzimmerschrank stellt. So sind die Potsdamer Kanuten der FC Bayern München Brandenburgs. Das haben sie auch in diesem Jahr bewiesen.
Das Besondere daran ist, mit welcher Dankbarkeit die Athleten ihre Preise in Ehren halten. Sei es wie bei Franziska Weber die sechste Auszeichnung oder wie bei Sebastian Brendel die – zusammen mit den Team-Preisen – siebte. „Ich bin stolz und dankbar. Für mich ist es eine Wertschätzung für meine Arbeit“, sagt Brendel. Weber, die in ihrem eng anliegenden schwarzen Spitzenkleid und roten Pumps der Blickfang des Abends war, meint: „Ich bin schwer beeindruckt von dem goldenen Mann hier. Das ist keine Selbstverständlichkeit.“ Und Stefan Kiraj, der zusammen mit Jan Vandrej, Brendel und dem Berliner Conrad Scheibner in der Kategorie „Mannschaft“ gewann, erläutert: „ Als wir von der Nominierung erfuhren, sind wir einen Tag früher aus dem Trainingslager in Florida gekommen. Wir wollten unbedingt dabei sein.“
Die Kanuten sind seit Jahrzehnten das Flaggschiff des Brandenburger Sports. Sie sind Medaillengaranten bei Welt- und Europameisterschaften sowie bei Olympischen Spielen. So auch in diesem Jahr. Weber gewann zweimal WM-Silber, einmal EM-Gold. Brendel glänzte mit dreimal WM-Gold, zweimal EM-Silber. Eine Medaille bei den Weltmeisterschaften gelang ihm im nicht-olympischen Canadier-Vierer zusammen mit seinen Trainingskollegen.
„Basti ist beides für uns: Vorbild, weil er schon Unglaubliches geleistet hat, aber auch Ansporn. Zugleich braucht auch er uns, das sagt er immer wieder“, erklärt Kiraj. Es sind Worte, die vom gegenseitigen Respekt zeugen. Es sind aber auch Sätze, die verdeutlichen, warum der Kanusport so erfolgreich ist: Weil starke Konkurrenz den Willen erzeugt, noch besser zu werden.
Einzig der Radsport ist in Brandenburg auf diesem Weltklasse-Niveau vertreten. Paracyclerin Kerstin Brachtendorf wurde folgerichtig drittpopulärste Sportlerin und der Cottbuser Maximilian Levy Zweiter. Jener sorgte für den emotionalsten Moment der Veranstaltung. Als er von der Moderatorin gefragt wurde, was ihm denn dieser Preis bedeute, füllten sich seine Augen mit Tränen.Seine Stimme brach. „Hier zu stehen … Wahnsinn“, stammelte Levy.
Grund für den Ausbruch war das Pech, das den Cottbuser verfolgt. Erst landete er bei den Sommerspielen von Rio nur auf den hinteren Rängen, ein halbes Jahr später brach er sich bei einem Training in Frankfurt (Oder) das Schlüsselbein und verpasste damit die WM. Doch dann, zehn Monate später, die Erlösung. Levy sprintete zu EM-Gold. Es war die Belohnung für seine Qualen. Die zweite hielt er am Sonnabend in seinen Händen.
Sieger und Platzierte:
Frauen1. Franziska Weber (Kanu-Club Potsdam)25,02. Laura Lindemann (Triathlon Potsdam)23,33. Kerstin Brachtendorf (BPRSV Cottbus, Paracycling)22,5Männer1. Sebastian Brendel (Kanu-Club Potsdam)38,32. Maximilian Levy (Radsport-Club Cottbus)29,73. Ronald Rauhe (Kanu-Club Potsdam)13,1Teams1. Brendel, Stefan Kiraj, Jan Vandrey (KC Potsdam)28,32. Potsdam Royals, American Football13,33. OSC Potsdam, Wasserball11,3TrainerPetra Welke (Kanu-Club Potsdam) und Renee Schmidt (BPRSV Cottbus, Paracycling)NachwuchssportlerCharleen Kosche (BPRSV Cottbus, Para-Leichtathletik) und Johannes Hintze (Potsdamer SV, Schwimmen)
Quelle: Märkische Oderzeitung