Olympiastützpunkt Brandenburg

Irgendwie schien Sebastian Brendel ziemlich gelöst. „Wir gehen heute Abend noch ein Bier trinken und ich freu’ mich schon auf die Kanuten aus den anderen Nationen“, sagte der Athlet vom Kanu-Club Potsdam.

Auch auf ihm, auf dem Olympiasieger von London, lagen am Wochenende bei den Europameisterschaften im portugiesischen Montemor-o-Velho die Hoffnungen. Gerade bei der Generalprobe vor den Weltmeisterschaften, die vom 27. August bis zum 1. September in Duisburg ausgetragen werden, wollte er noch einmal seine derzeitige Stärke unter Beweis stellen. Das klappte jedoch nicht ganz. Im Canadier-Einer musste sich der haushohe Favorit am Samstag auf der 1000-Meter-Distanz mit dem sechsten Platz begnügen. Ein wenig machte er seinen Fauxpax am späten Sonntagnachmittag dann wieder gut, als er das Rennen über fünf Kilometer für sich entschied. Eine Distanz, die für die WM allerdings keine Bedeutung hat.
„Ein wenig bin ich traurig und habe damit auch nicht gerechnet“, sagte der 25-Jährige. „Aber ich habe mittlerweile auch drei Weltcup-Rennen in den Knochen und das hat sich ausgewirkt. Hinzu kam der Wind, der mir überhaupt nicht lag. Bei jedem Schlag musste ich gegensteuern.“ Für die bevorstehende Heim- WM, so der Olympiasieger, sei das jedoch nicht so schlimm. „Es war ein Dämpfer und nun wird in den verbleibenden zehn Wochen noch mal richtig rangeklotzt.“ Die erste Station der Quälerei beginnt kurz nach der Heimkehr am heutigen Montag: Dann machen sich die Potsdamer Kanuten auf den Weg in den Bundesleistungsstützpunkt nach Kienbaum, wo zwei Wochen lang ein Konditionslehrgang auf dem Plan steht.
Überhaupt war zu spüren, dass bei den Europameisterschaften in Portugal bei den meisten Athleten der Fokus doch schon ganz klar auf die Weltmeisterschaften im eigenen Land gerichtet war. Im Kajak-Einer konnte beispielsweise Katrin Wagner-Augustin ihren Titel über 500 Meter nicht erfolgreich verteidigen und holte hinter Dalma Benedek aus Sibirien und der Ungarin Danuta Kosic Bronze. Die viermalige Olympiasiegerin trat nach dem Silber im Kajak-Vierer dennoch mit zweimal Edelmetall im Gepäck die Heimreise an.
Auch Franziska Weber vom KC Potsdam war nicht ganz zufrieden: Am Sonntag holte die Olympiasiegerin mit ihrer Partnerin Tina Dietze zum zweiten Mal EM-Silber. „Es war zwar ein gutes Rennen, aber unsere Leistung ist noch ausbaufähig“, sagte sie nach dem Wettkampf. Und auch Ronald Rauhe erkämpfte sich Silber: Gemeinsam mit seinem Partner Jonas Ems aus Essen kam er auf der 200-Meter-Distanz auf den zweiten Platz. Im Canadier-Zweier wurden Peter Kretmschmer und Kurt Kuschela Neunte.
Insgesamt schlossen die deutschen Kanuten die EM mit einer eher mäßigen Bilanz ab. Den einzigen Titel über eine olympische Distanz erkämpfte sich das neue Hoffnungs-Duo im Kajak-Zweier – Max Rendschmidt und Marcus Groß.

PNN, Henner Mallwitz mit dpa

Kategorien: AktuellKanu