Liebe Sportfreundinnen, liebe Sportfreunde,

die Olympischen Spiele sind zu Ende, die Flamme in Tokio erloschen. Nun ist es Zeit, Bilanz zu ziehen über Spiele, wie es sie nie zuvor gegeben hat. Eines aber vorweg: Allen Brandenburger Olympioniken gratuliere ich zu ihrer Teilnahme an den Spielen und zolle ihnen höchsten Respekt für die außerordentlichen Leistungen, die sie im Vorfeld der Spiele unter teils widrigen Bedingungen gezeigt haben. Darauf können unsere Starterinnen und Starter stolz sein!

Dass diese olympischen Wettbewerbe in Japan einzigartig werden würden, war angesichts der Umstände wenig überraschend. Zu stark hatte die Pandemie die Vorbereitung der Aktiven und die Planungen der Organisatoren beeinflusst, zu fest war noch immer ihr aktueller Griff auf die Situation vor Ort. Viele Aktive wussten nicht, wo sie im internationalen Vergleich stehen, Fans durften nicht auf die Ränge der beeindruckenden Sportstätten. Niemand unter uns hatte sich noch vor zwei Jahren das größte Sportereignis der Welt ohne Zuschauer vorstellen können – und erst recht nicht wollen. Doch Monate voller Geisterspiele in großen Profiligen und Titelkämpfe vor leeren Rängen haben uns vorbereitet auf diese Spiele ohne Fan-Atmosphäre. Und ich muss sagen: So schmerzlich dieses Fehlen auch war, die Freude, den Sportlerinnen und Sportlern aus aller Welt bei ihren Wettkämpfen zuschauen zu dürfen, mit ihnen zu jubeln und mit ihnen zu leiden, hat wie erwartet überwogen.

Weniger erwartbar indes war, wie eng – nicht nur aus Brandenburger Sicht – Licht und Schatten, Glücksmomente und persönliche Enttäuschungen beieinanderlagen. Sicher, beides gehört essenziel zum Sport. Doch ich kann mich an keine Olympischen Spiele erinnern, bei denen das Wechselbad der Gefühle so extrem war.

Mit viel Hoffnung und einem großen Edelmetall-Potenzial war unser TEAM TOKIO ins Land der aufgehenden Sonne gereist. Mit fünf Medaillen sowie einigen verwirklichten, aber leider auch einigen geplatzten Träumen kehrten sie heim. Unvergessen bleiben sicher die emotionalen Höhepunkte des goldenen Karriere-Endes „unseres“ Ronald Rauhe (gemeinsammit dem Potsdamer Max Lemke) oder der fantastische Silberwurf der Potsdamer Diskuswerferin Kristin Pudenz. Gratulation natürlich auch an unsere Silbermedaillengewinner Emma Hinze und Jacob Schopf sowie Sebastian Brendel, der Bronze holte. Klasse war auch die Leistung von Geher Christopher Linke, der unter fast unmenschlichen Bedingungen über die 20 Kilometer ein fast perfektes Rennen zeigte oder die Schlitzohrigkeit und Stärke von Bahnrad-Routinier Maximilian Levy, der zum Abschluss seiner tollen Karriere noch einmal in die absolute Weltklasse vorfuhr. In Erinnerung bleiben werden aber auch die Tränen von Ruderin Daniela Schultze oder der Sturz von Roger Kluge auf der Radbahn von Izu, denen ausgerechnet bei Olympia das Pech mögliche Medaillen vorenthielt.

Doch eingestehen müssen wir auch: Es war nicht immer nur Pech, das Brandenburger Träume platzen ließ. Einige unserer Sportland-Aktiven konnten ihr unbestritten großes Potenzial nicht im richtigen Moment abrufen. Ihre und unsere Enttäuschung muss nun gemeinsamer Antrieb sein, nicht aufzugeben, sondern jetzt erst recht die richtigen Schlüsse zu ziehen und mit frischem Mut sowie mehr Erfahrung einen neuen Anlauf zu nehmen. Denn schließlich ist nach den Spielen auch immer vor den Spielen – und Paris 2024 nur noch drei Jahre entfernt! Zunächst aber gilt unser Augenmerk unseren paralympischen Aktiven, die ab Ende August ebenfalls in Tokio auf Medaillenjagd für das Sportland gehen. Ihnen wünsche ich viel Erfolg!

Ihr Wilfried Lausch

 

* Zuerst erschien im Brandenburgischen Sport-Journal (Ausgabe 08-21).