Bild: Jörg Richter
Ringerin Lisa Ersel vom Bundes-Leistungsstützpunkt in Frankfurt hat bei den Europameisterschaften der Junioren in Dortmund Silber in der Gewichtsklasse bis 48Kilogramm gewonnen. Es war eine von lediglich vier Medaillen für den gastgebenden Deutschen Ringer-Bund bei der Heim-EM.
Die Zuschauer-Resonanz bei den kontinentalen Titelkämpfen des ältesten Ringer-Nachwuchses in der Helmut-Körnig-Halle unweit des Dortmunder Westfalenstadions war meist nur mäßig. Umso besser zu hören waren die Fans aus Brandenburg, als großer Tross in den Ruhrpott gereist, die natürlich in erster Linie die Ringer vom Frankfurter Leistungszentrum lautstark unterstützten.
Dies beflügelte vor allem Lisa Ersel. Die 18-Jährige vom SV Luftfahrt Berlin begann überaus furios, schulterte im Viertelfinale die Weißrussin Anastasiya Ramaniuk und drückte im Halbfinale auch Bianka Reczi (Ungarn) nach einer komfortablen 8:0-Führung auf beide Schultern. Im Gold-Kampf traf die Hauptstädterin, die in Frankfurt von Michael Kothe trainiert wird, auf Titelverteidigerin Oksana Livach aus der Ukraine, die mit einem 10:0-Überlegenheitssieg gegen die DRB-Ringerin ihren Erfolg aus dem Vorjahr wiederholte.
Mit Platz 2 konnte Lisa Ersel, 2015 Europameisterin und WM-Dritte der Kadettinnen, ihren internationalen Medaillensatz komplettieren. „Sie hat heute ein großes Turnier gerungen“, nahm Trainer Kothe seinen Silber-Schützling jubelnd in den Arm.
Deren Vereins- und Trainingskollegin Debora Lawnitzak hatte in der stark besetzten Gewichtsklasse bis 59Kilo mit Mariia Matyuschenko, die schon im Vorjahr Bronze gewinnen konnte, gleich in der Qualifikation ein ganz schweres Los gezogen und unterlag mit 2:8 Punkten. Da die Russin ihrerseits das Finale verfehlte, konnte Berlinerin auch nicht mehr über die Hoffnungsrunde ins Kampfgeschehen eingreifen und schied aus.
Ebenfalls nur ein Duell bestritt Eyleen Sewina (63 kg). Gegen Krystsina Sazykina aus Weißrussland stand die Ringerin vom RSV Rotation Greiz, die vor zwei Jahren von Jena an den Bundesstützpunkt an die Oder gewechselt war, auf verlorenem Posten und wurde geschultert. Da auch Sazykina nicht das Finale erreichte, blieb der Thüringerin die Hoffnungsrunde verwehrt.
Ziemlich böse erwischte es die drei Griechisch-Römisch-Spezialisten vom Frankfurt Bundes-Leistungszentrum, die ebenfalls allesamt vorzeitig ausschieden. Der ambitionierte Karan Mosebach (Klasse bis 74kg) vom RSV Hansa, mit großen Medaillenhoffnungen angetreten, scheiterte nach siegreichem Auftakt gegen den Türken Erkan Ergen (9:1) überraschend an Krzysztof Niklas (Polen), der ihn zweimal in die Ringerbrücke stellte und mit 8:6 Wertungspunkten den Sieg davon trug. Mosebach hatte seinen Kontrahenten, immerhin Kadetten-Weltmeister 2014, wohl schlichtweg unterschätzt. Niklas verlor anschließend im Viertelfinale.
Für Andrej Ginc (60kg/SAV Torgelow) schien gegen Oleksandr Hruschyn lange ein Sieg möglich, aber kurz vor Kampfende drehte der Ukrainer die Begegnung mit 5:3 noch zu seinen Gunsten. Nahezu überrollt wurde derweil Ginc-Bruder Alexander (54 kg) von seinem georgischen Gegner Nugzari Tsurtsumia, der schnell 6:0 in Führung ging. Der Schützling des Frankfurter Stützpunkttrainers Maik Bitterling fing sich zwar und wurde stärker, mehr als ein Zähler sprang letztlich jedoch nicht heraus.
So blieb es bei der eher durchwachsenen Ausbeute der Gastgeber. Neben der Silbermedaille für Lisa Ersel gab es noch Bronze durch Annika Wendle (51kg/ASV Altenheim) und Titelverteidigerin Elena Brugger (55kg/ TuS Adelhausen) sowie Horst Lehr (50kg/VfK Schifferstadt). Einen Titel gewann der Deutsche Ringer-Bund nicht.
Quelle: Märkische Oderzeitung