Da hat Turner Philipp Boy wieder mal alles richtig gemacht. Der 24 Jahre alte Lokalmatador gewann des BodenFinale beim 36. Turnier der Meister in Cottbus. Die Erleichterung war förmlich greifbar, Boy von seinem grandiosen Auftritt wohl selbst ein wenig überrascht. „Es war nicht unbedingt damit zu rechnen, dass ich hier gewinne. Immerhin habe ich einige ausgemachte Spezialisten geschlagen“, sagte er am Sonnabend nach dem ersten Erfolg bei seinem vierten Start in der Lausitz-Arena. Der gebürtige Schwedter vertraute dabei auf seine Übung aus dem Vorjahr, mit der er im April bei der EM in Berlin im Finale gestanden hatte. „Ich trainiere schon die eine oder andere Schwierigkeit mehr, werde also im D-Wert sicher noch was draufpacken. Aber hier ging es vor allem darum, mir Wettkampfpraxis und wenn möglich ein Erfolgserlebnis zu holen“, sagte der strahlende Sieger, der für die nahezu perfekte Vorführung seiner Übung belohnt wurde. „Natürlich war ein gewisses Risiko dabei, hier anzutreten“, sagte Karsten Oelsch, der Heimtrainer von Philipp Boy beim SC Cottbus, angesichts der gesundheitlichen Probleme seines Schützlings. „Aber so, wie es gelaufen ist, lässt sich der eine oder andere Schmerz sicher viel leichter ertragen.“ Der Europa- und Vize-Weltmeister im Mehrkampf plagt sich mit einer Entzündung des rechten Schlüsselbeins herum, hinzu kommen immer wieder Probleme mit dem linken Handgelenk. „Zuletzt bin ich zwischen Ärzten, Physiotherapeuten und Osteopathen in Berlin, Potsdam und Cottbus hin und her gependelt“, erzählte Boy. „Die Situation nervt schon mächtig“, fügte er hinzu. Heute wird er sich beim Münchner Physio Klaus Eder noch einem gründlichen Check unterziehen. „Philipp muss aufpassen, dass er nicht zu sehr in sich hineinhört und dabei die Fokussierung auf das große Saisonziel London verliert“, warnte Bundestrainer Andreas Hirsch. In Cottbus teilten sich acht Länder die Siege in den zehn Gerätefinals. Elisabeth Seitz hatte ebenfalls am Sonnabend am Stufenbarren triumphiert. „Ich bin natürlich froh, dass ich meine Übung so gut durchgeturnt habe“, sagte die Mannheimerin. „Ein toller Einstieg in das Olympiajahr, das ist wichtig“, fügte die 18-Jährige hinzu. Seitz profitierte vom Sturz der chinesischen Olympiasiegerin He Kexin beim Jägersalto. „Das ist natürlich bitter für sie. Aber solche Fehler passieren, das kenne ich nur zu gut aus eigener Erfahrung“, sagte die Vize-Europameisterin. Dennoch gab es zwei erste Plätze für China. Olympiasieger Qin Xiao beeindruckte am Seitpferd nicht nur mit der schwierigsten Übung, er wanderte auch fehlerfrei über die Pauschen. An den Ringen war Landsmann Chen Yibing, vor vier Jahren ebenfalls Goldmedaillengewinner im heimischen Peking, nicht zu schlagen. Der guten Gastgeber-Bilanz fügte Kim Bui aus Stuttgart gestern mit Rang 3 am Boden einen weiteren Podestplatz hinzu.
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